Interview mit einer humorvollen Rückführungsleiterin

Liebe Frau Y., Sie arbeiten schon manches Jahr als Rückführungstherapeutin. Können Sie uns berichten, wie Sie angefangen haben?

Begonnen hat alles mit einem Vortrag der Erwachsenenbildung Liechtenstein, den ich im Jahre 1982 gehört habe. Ich war hell begeistert. Endlich sprach jemand Klartext und brachte etwas Ordnung in mein Weltbild. Gleich besorgte ich mir die Adresse des Vortragenden, denn da musste ich hin und zwar sofort – dachte ich zumindest; dennoch unterliess ich es.

Im Mai 1991 - also fast 10 Jahre später - hörte ich wieder einen Vortrag vom gleichen Referenten, Dr. Alexander Gosztonyi, und diesmal kam es endlich zum persönlichen Kontakt.

Sie haben also 10 Jahre gewartet, bis Sie Herrn Gosztonyi angerufen haben?

Ja, genau. Ich kann deshalb Menschen, die Konfrontationen immer wieder hinausschieben, sehr gut verstehen.

Und wie ist diese erste Begegnung dann verlaufen?

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits ein recht bewegtes Leben hinter mir mit Ausbildung, Auslandaufenthalt, Kindererziehung und allen möglichen Kursen. Herrn Gosztonyis Buch „Das Vaterunser“ hatte ich bald nach Erscheinen gelesen und war zutiefst beeindruckt davon. Ich erinnere mich noch, dass ich unbedingt von Herrn Gosztonyi wissen wollte, was ich Sinnvolles in meinem Leben machen könnte. Er sprach von der Geistigen Führung, und dass ich sie vielleicht sehen dürfe. Das wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen und so war ich mit einem Sprung auf dem Sofa. Ich war total fasziniert. Das gleichzeitige Dasein im Körper und das Wahrnehmen einer anderen Ebene waren überwältigend.

Herr Gosztonyi schlug mir eine Ausbildung als Therapeutin vor. Das freute mich zwar, aber ich befürchtete, diese Aufgabe könnte für mich nicht geeignet sein, weil ich dann einfach alles, was in Richtung Spass geht, tunlichst zu unterlassen hätte. Er musste herzlich lachen und zerstreute meine Bedenken mit den Worten: „Die da oben können sehr viel Humor haben.“

Und wie haben Sie sich entschieden?

Dieses Mal zögerte ich nicht. Die Zeit war reif und Herr Gosztonyi war der interessanteste Mensch, den ich in meinem ganzen Leben getroffen habe. Lange Zeit ging ich wöchentlich, später in grösseren Abständen zur Therapie und Ausbildung.

Wann haben Sie dann selber begonnen, mit anderen Menschen Rückführungen zu machen?

Am 15. August 1992. Ich sprach wie immer mit Herrn Gosztonyi auch über Menschen in meinem Umfeld und deren Probleme. Da gab es einen Fall, den er offenbar für geeignet hielt, mich damit ins kalte Wasser zu werfen. Er gab mir genaue Instruktionen, wie ich vorzugehen hätte. Ich war vehement dagegen und meinte, dieser Mann könne sehr gut nach Zürich zu ihm fahren. Aber Herr Gosztonyi blieb dabei, und so wurde dieser junge Mann mein erstes „Opfer“. Er lebt übrigens noch, ganz im Gegensatz zu den Opfern meiner Behandlungen in früheren Leben.

Was finden Sie wichtig bei der Arbeit als Therapeutin?

Mich vollkommen der Geistigen Führung zu überlassen. Wenn ich mich ganz zur Verfügung stellen kann, höre ich mich manchmal selber reden. Und natürlich bespreche ich mich nach wie vor mit Herrn Gosztonyi. Ich empfinde es als grosses Privileg, auf diese Weise begleitet arbeiten zu dürfen.

Warum kommen Menschen zu Ihnen?

Wohl vor allem, um sich Erleichterung zu verschaffen. Nicht alle können mit Reinkarnation etwas anfangen. Trotzdem spreche ich auch mit ihnen über die karmischen Hintergründe, soweit die Betroffenen hierfür bereit und schon belastbar sind. 

Übrigens bin ich froh, dass ich kein Schutzengel bin, weil ich den Menschen wahrscheinlich oft Tritte in den Hintern verabreichen würde. Dieser freie Wille, über den wir ja verfügen, ist eine verhängnisvolle Angelegenheit und kostet uns eine Menge Zeit. Immer wieder dieselben Fehler zu machen, ist doch eigentlich dumm; aber genau das tun wir. Ich selbst bin ein gutes Beispiel dafür. Es braucht in der Tat Engelsgeduld, uns dabei zuzusehen. Ich staune immer wieder in Ehrfurcht, wie unendlich grossartig unser Entwicklungsweg angelegt ist. Jedes einzelne Menschenschicksal muss ja genau mit allen anderen übereinstimmen, damit jeder die gewünschte Erfahrung machen kann. Was für eine unvorstellbare Organisation das erfordert, kann ich nur erahnen.

Welche Wirkungen der Therapie beobachten Sie bei Ihren Klientinnen und Klienten?

Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Menschen, die sich in einer Stockung befinden, bei denen lange Zeit äusserlich keine Fortschritte zu erkennen sind. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass ihre Arbeit an sich selbst Früchte trägt. Als Therapeutin muss ich davon ausgehen, dass in einem solchen Menschen eine Herbstsaat ausgelegt wird, wenn er sich Rückführungen aussetzt. Bei anderen Menschen läuft es wunderbar, sie sehen auf Anhieb, was die karmischen Hintergründe für ihre heutigen Schwierigkeiten sind, und es löst sich ein Problem nach dem anderen.

Viele andere Klienten wiederum leiden sehr, sei es an Ängsten oder Depressionen, sei es an familiären oder beruflichen Problemen. Meistens spielt da ihr Verhalten in früheren Leben eine wichtige Rolle. Da kann es Jahre brauchen, bis sich die Schwierigkeiten lösen.

Erfahren alle Menschen dasselbe bei Rückführungen? 

Was die Details früherer Leben betrifft, natürlich nicht. Dann kommt es auch auf die charakterlichen Grundneigungen eines Menschen an, ob er zum Beispiel eher aggressiv ist oder eher zur Flucht tendiert.

Man kann aber generell sagen, dass wir alle viel auf dem Kerbholz haben und dass keiner besser ist als der andere. Dabei ist es ganz wichtig zu sehen, dass der Mensch das Schlimme tun musste, dass seine Taten im göttlichen Plan angelegt waren.

Wir erfahren auch, dass es keine noch so furchtbare Tat gibt, die nicht wieder gutgemacht werden könnte. Da sind wir beim Problem der Selbstbestrafung, den damit zusammenhängenden „Krankheiten“ und der unglaublich schwierigen Aufgabe, sich selber verzeihen zu können. 

Viele Menschen machen auch die Erfahrung, wie wichtig es ist, die eigene Situation akzeptieren zu können, vielleicht auch die Einstellung dazu zu ändern. Bei diesen Punkten stellen wir immer wieder fest, dass wir als Menschen uns zwar Mühe geben müssen, aber dass wir ohne die Geistige Führung null und nichts ausrichten könnten. 

Als Therapeut erlebt man Menschen, die unter starkem Leiden und mit ganzem Herzen sich bemühen, einen Schritt vorwärts zu kommen, aber trotzdem immer wieder nur hinfallen. Das sind die Momente, wo wir ganz klein sind und nichts anderes tun können, als unsere Geistigen Führer um Hilfe zu bitten, sowohl als Therapeutin als auch als Betroffener. Die Hilfe kommt dann schon; vielleicht nicht sofort, nicht so stark und befreiend, wie wir sie uns wünschen würden; aber wir spüren dann, dass wir in Liebe aufgehoben sind und dass alles einen Sinn macht.

Was finden Sie das Besondere an Alexander Gosztonyis Büchern über die Entwicklung des Menschen?

Es gelingt Herrn Gosztonyi, das, was wir Menschen heute wissen können betreffend die Hintergründe unserer Existenz und die Grundfragen des Menschseins, transparent darzustellen. Er leistet wegweisende Pionierarbeit. Bei keinem anderen mir bekannten Autor wird so deutlich, in welcher Situation der Mensch sich befindet und was das alles soll. Bei anderen Büchern, die ich zu diesem Thema gelesen habe, erhielt ich bisher immer den Eindruck, dass dem Autor – so interessant sein Buch auch sein mag – nicht ganz klar ist, was wirklich hinter dem Karma und den damit verbundenen Lektionen steckt, was denn der Sinn der Reinkarnation und der Entwicklung ist, und wie es dazu kommt, dass wir irgendwann unsere Vergangenheit aufarbeiten müssen.

Gibt es etwas Besonderes an der Therapie nach Alexander Gosztonyi?

Ich glaube schon: Bei ihm wirkt der Therapeut bewusst als Instrument der Geistigen Führer. Ich weiss von niemandem sonst, dem das so klar ist, dass wir ohne die Hilfe der Geistigen Führer überhaupt nichts tun können.

Seit wann wissen Sie selber um die Reinkarnation?

Seit ich ungefähr 13 Jahre alt bin. Ich besuchte damals eine Klosterschule mit den zu jener Zeit üblichen Vorschriften. Bei Übertretungen waren Bussgelder zu entrichten. Unter die schlimmen Straftaten fielen: das Stiegengeländer hinunter rutschen, pfeifen, fehlender Gürtel bei Schulschürze; bei zu kurzen Röcken wurde der Einfachheit halber der Saum heruntergerissen, Hosen waren gänzlich verboten. Aber auch die Schwestern selber waren in strenge Ordenstracht gehüllt.

Überdies wollten die Nonnen uns noch einen ebenso kleinlichen, strafenden, nach Sünden Ausschau haltenden Gott weismachen. So einen lächerlichen Unsinn konnte glauben, wer wollte, ich bestimmt nicht. Statt meine schulische Leistung ist meine rebellische Seite zur Hochform aufgelaufen. Fast jede Woche musste ich vor der Direktion erscheinen, um eine vollkommen wirkungslose Benimmpredigt über mich ergehen zu lassen.

Eines Abends sah ich im Fernsehen eine Sendung über Reinkarnation und mir wurde schlagartig klar: Das muss es sein, das ist die Wahrheit! Ich fühlte mich ausserordentlich befreit und beruhigt. Endlich ergab alles einen Sinn.

Als ich ca. 25 Jahre später an der Klosterpforte klingelte, weil ich an einer Veranstaltung teilnahm, öffnete die Schwester Pförtnerin, locker in Zivil gekleidet, mit lediglich einer Andeutung von Haube auf dem Kopf. Und siehe da: Es war die ehemalige Schulleiterin. Sie erkannte mich auf Anhieb und begrüsste mich überraschenderweise herzlich. Unsere alte Fehde war begraben.

Können Sie uns von einer persönlichen Erfahrung berichten?

Gerne. Ich bin vernarrt in Tiere. Während 13 Jahren war ich stolze Besitzerin einer selbstbewussten Zwerg-Langhaardackeldame (oder umgekehrt) namens B., die gerne bei den Sitzungen dabei war, auf einem Sessel mit Lammfell lag und nicht mit Kommentaren gespart hatte. Bevor ich sie einschläfern lassen musste, sagte ich zu ihr und denen da oben, wie gerne ich sie doch wiederhaben möchte. Nur mit etwas längeren Beinen, damit sie besser Stiegen laufen könnte, kürzeren Ohren, damit sie nicht immer im Napf hingen und kürzeren Haaren, weil es bequemer wäre.

Ein langes Jahr später kam ein Anruf vom Tierheim. Es wären da zwei Welpenmischlinge abgegeben worden, ich solle sie doch einmal anschauen. Mein Freund und ich fuhren also hin. Gleich sprang uns der Grössere etwas aufdringlich zwischen den Beinen herum. Der Kleinere, sehr dick und sehr müde, kroch auf meinen Freund zu, leckte seine Hand ab und – schlief auf der Stelle wieder ein, so müde war er. Es war wie ein Erkennungszeichen oder eine Geste, wie man einen alten Bekannten begrüsst. Ich muss hier noch erwähnen, dass B. sich in ihren letzten Lebensjahren total in meinen Freund verknallt hatte.

Wir fuhren mit dieser süssen „Wurst“, die von der Seite wie ein Schweinchen aussah, nach Hause. Dort, in der Wohnung, kannte er sich sofort aus, wusste, wo sein Näpfchen und sein Korb zum Schlafen stehen. Er (dieses Mal männlich) entwickelte sich zu der bestellten Massanfertigung. Etwas längere Beine, kürzere Ohren, goldfarbenes Fell und zur Erheiterung einen Ringelschwanz wie ein Gipfeli. Wir nannten ihn P. und er ist, ganz seinem Namen entsprechend, ein sehr dominanter Rüde geworden, der überaus gerne rivalisiert. 

Es ist sehr interessant zu beobachten, wie sich der „Seitenwechsel“ von der stolzen Dame zum Macho auswirkt. Als spezielle, fast unglaubliche Zugabe trägt er dieselbe Duftnote wie B., die ich so sehr an ihr geliebt habe. Wenn sie morgens aufgewacht ist, habe ich oft an ihren Pfötchen geschnuppert und es duftete wunderbar nach frischem Heu. Bei keinem anderen Hund ist mir ein solcher Wohlgeruch bisher aufgefallen. 

Sehr gerne hilft P. auch wieder bei den Sitzungen auf dem Lammfellstuhl liegend, sofern er nicht anderweitige Termine hat. – Wir haben ihn – wie früher B. – in die Therapiestunde bei Herrn Gosztonyi mitgenommen. Auch da war er sogleich zuhause: Er stellte sich bellend und schwanzwedelnd vor den Schrank, in welchem Herr Gosztonyi die Leckerbissen für seine Hundefreunde aufbewahrt, und natürlich erhielt auch er die übliche Portion.

Vielen Dank für diesen Exkurs ins Tierreich, welcher uns zeigt, dass Tiere uns sehr nahe stehen können. Ich erlebe das übrigens auch mit meinem Hund...

Nun kommen wir zum Ende des Interviews: Was möchten Sie unseren Leserinnen und Lesern noch auf den Weg geben?

Abschliessend möchte ich das Wort an Wilhelm Busch weitergeben, der auf seine tiefsinnig-humorvolle Weise auch über die Reinkarnation schrieb, beispielsweise in einem Brief vom 19. Mai 1875:

„Ganz dicht dabei … tickt immer eine Totenuhr. – Was tut’s?! – Haben wir nicht, Gott sei’s geklagt, noch sieben Millionen dreimalhundertachtundneunzigtausendsechshundertundzweiundzwanzigdreiviertel Jahre ganz unverbraucht vor unserer Nase liegen? Wird man aus einem Leben herausgeklopft, huscht man ins andere wieder ’nein.“

Herzlichen Dank für Ihre wertvollen und interessanten Aussagen, liebe Frau X, und weiterhin alles Gute in der Praxis und privat.

***

Ein Interview aus dem Jahre 2005 / „Rückblick“ Zeitschrift für Rückführungstherapie